Mein Weg zur Sterbeamme
Aufgewachsen zwischen den Regalen im familieneigenen Lebensmittelladen, hatte ich schon früh den Kontakt zu Menschen und ihren Schicksalsschlägen. Da wir damals auch eine Floristikabteilung in unserem Geschäft hatten, war es für mich normal, mit Trauernden umzugehen und meiner Mutter in der Friedhofskapelle bei der Gestaltung des Blumenschmucks für die Beerdigung zu helfen. Ich durfte von Anfang an den Tod als Bestandteil des Lebens begreifen. Und das in einer völlig bodenständigen Sichtweise meiner Eltern, weder geprägt von Religion noch von Esoterik.
Die Ausbildung zur Floristin war damals die logische Konsequenz. Doch schon nach ein paar Jahren entdeckte ich meine wahre Leidenschaft: die Faszination für den menschlichen Körper. Ich wollte verstehen, wie das alles funktioniert und natürlich dabei helfen, Menschen auf dem Weg zurück zur Gesundheit zu begleiten.
Der Einstieg hierfür war die dreijährige Ausbildung zu Heilpraktikerin. Nach kurzer Zeit in meiner 2007 gegründeten Naturheilpraxis kam die Erkenntnis, ich brauche auch noch dringend Handwerkszeug zum Thema Tod, Abschied und Ängste. Also habe ich zwei weitere Jahre eine Ausbildung zur zertifizierten Sterbeamme nach Claudia Cardinal gemacht. Diese Ausbildung hat mein Leben und Arbeiten nachhaltig beeinflusst mit der Erkenntnis, die Beschäftigung mit dem Thema Tod macht das Leben noch viel intensiver und lebenswerter.
Mit der Begleitung von Menschen in den unterschiedlichsten Abschiedsprozessen rückten immer mehr die Firmen in meinen Fokus. Ich erlebte Mitarbeiter, die nach dem Tod eines Kollegen am Grab zusammensackten, da sich keiner bis zu dem Zeitpunkt um Ihre Schockstarre gekümmert hatte. Oder ich hatte in meiner Praxis Patienten mit einer Magenentzündung und in der Krankengeschichte kam heraus, dass die Beschwerden ca. zwei Wochen nach dem Tod einer Kollegin begannen. Ich könnte hier hunderte der verschiedensten Beispiele nennen; bis hin zu dem Angestellten, der sich nach dem Tod seines Kindes in seiner Firma so unverstanden fühlte, dass er nach einem halben Jahr kündigte.
Für mich wurde klar, wenn Chefs, Personalverantwortliche und Betriebsräte und nicht zuletzt auch die Kollegen mehr Wissen zu den Themen Abschied und Neubeginn hätten, wäre der Krankenstand niedriger und auch die Zahl der Mitarbeiter, die kündigen (und sei es die innerliche Kündigung).
So mache ich es mir seit 2015 unter anderem zur Aufgabe, Führungskräfte und Mitarbeiter in Abschiedsprozessen so zu begleiten, dass nach einer menschlichen Katastrophe im Umfeld im bestmöglichen Fall ein neues Wir-Gefühl der Mitarbeiter entsteht und finanzieller Folge-Schaden von der Firma abgewendet werden kann.
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